Eine Essener Institution wird 150: Destillerie Felix Rauter seit 1853 ein Begriff
Die Rauterstraße in Essen ist den Anwohnern der Innenstadt und alteingesessenen Essenern vertraut. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sie einst Ritterstraße hieß und 1937 zu Ehren von Felix Rauter, dem Gründer der Essener Brennerei Rauter, umbenannt wurde.
Wer war Felix Rauter? Über den Träger des Roten Adlerordens schreiben die Chroniken der Stadt Essen, dass sein Engagement für die Heimatstadt außerordentlich war. 1841 in Essen-Steele geboren, verbrachte er seine frühe Jugend mit den Eltern in Essen. Dort verlebte er seine Schul- und Gymnasialzeit. Als Einjährig-Freiwilliger absolvierte er seinen Militärdienst in Düsseldorf und schlug anschließend eine kaufmännische Laufbahn ein.
Eine gute Entscheidung, denn bereits als Felix Rauter zwei Jahre alt war, machte sich sein Vater Heinrich, der Grundbesitz hatte, selbstständig und gründete mit einem Freund die Firma Rauter & Butenberg, die sich auf die Herstellung von Hohl- und Tafelglas spezialisierte. Johannes Wilhelm Butenberg
schied 1845 aus der Firma aus. Seine Stelle nahm Heinrichs Onkel Ignaz Wisthoff ein. Dieser kaufte 1853 die Fabrik auf.
Vom Vater Franz hatte Heinrich Rauter aber auch eine Essigfabrik und eine Ziegelei übernommen, die er an seinen Sohn Felix vererbte. Als er 1889 hochbetagt als Rentner starb, hatte er sich einen Ruf als geschätzter Geschäftsmann, aber auch als stets adrett gekleideter Herr erworben: Scherzhaft nannte man ihn den „fienen Rauter“.
Felix Rauter erweiterte die Essigfabrik um eine Branntweinbrennerei: die heutige Brennerei Rauter war entstanden. Die Essigfabrik stand damals zwischen dem heutigen Opernhaus und der Kettwiger Straße, Rauters Wohnhaus war die „Alte Post“.
Engagiert führte er seinen Betrieb und investierte Zeit wie Geld in ehrenamtliche Tätigkeiten. Felix Rauter wollte dem Arbeiter des Industriegebietes einen preiswerten Trinkbranntwein bieten und schuf den „Bergalten“, der im Revier ein Begriff wurde. 1895 übergab er die Firma seinem Sohn, der nach seinem Großvater Heinrich genannt wurde und widmete sich nur noch seinen Ehrenämtern. Rund 25 Jahre lang war er Stadtverordneter und arbeitete eng mit Oberbürgemeister Erich Zweigert
zusammen. Zu seinen Errungenschaften in dieser Zeit zählen der Ausbau des Heimatmuseums, dem er eine umfangreiche Sammlung von Bild- und Schriftdokumenten über die Entwicklung der Stadt Essen im 19. Jahrhundert hinterließ. Ein besonderes Anliegen war ihm die Unterstützung der sozial schwächeren Schichten: aus Anlass des 50jährigen Geschäftsjubiläums gründete er eine größere Stiftung für Arme und ermöglichte durch persönliche Spenden den Bau eines Wöchnerinnenheims.
Als er am 1909 aus gesundheitlichen Gründen aus dem öffentlichen Dienst ausschied, erhielt er den Titel eines Königlich-Preußischen Kommerzienrats. 1910 verstarb Felix Rauter im Alter von 69 Jahren während eines Kuraufenthaltes in Bad Godesberg.
Sein Sohn Heinrich schlug ebenfalls die kaufmännische Laufbahn ein und kehrte nach Aufenthalten in Frankreich und den USA in den väterlichen Betrieb zurück. Umsichtig und geschäftstüchtig erweiterte er nicht nur die Brennerei, sondern gründete auch die Vita-Zahnfabrik in Essen, die während des 2. Weltkrieges nach Bad Säckingen verlagert wurde. 1937 erlag er einem Herzschlag. Seine Frau Helene Rauter-Stierlin kehrte in ihre Heimat Luzern zurück und starb dort 1962.
Auch wenn der Betrieb im Jahr 1889 vergrößert und in die Brunnenstraße verlegt wurde, wo er heute noch seinen Sitz hat, blieb die Tradition des „Bergalten“ und des rauterschen „Wermuthes“ erhalten. Noch heute wird der Bergalte im Sortiment des Familienunternehmens geführt, das natürlich erheblich erweitert wurde.
Ein weiteres Standbein schuf sich die Destillerie Rauter mit dem Vertrieb von Variationen der eigenen Marke „Tabu Absinth“, die auf dem wieder aktivierten Familienrezept des rauterschen Wermuthes basieren, der leider 1923 dem Absinthverbot zum Opfer gefallen war.
Zusätzlich zählen Weinimporte aus dem Piemont und weiteren ausgewählten Weinbauregionen Italiens zu der breit gefächerten Palette des mittelständischen Unternehmens, das noch immer in Besitz der Familie Rauter ist.
Wiederum eine Reminiszenz an die Vergangenheit, denn bereits Felix Rauter widmete sich aus Leidenschaft dem Handel mit guten Weinen.
Aktuelle Firmendaten finden Sie unter: firma.rauter.de
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